Ein offenes Rasiermesser ist ein fantastisches handwerkliches Produkt. Wir sagen hier immer: "Autos werden von Robotern produziert, offene Rasiermesser werden von Hand gefertigt." Die Produktion findet seit Hunderten von Jahren auf die gleiche Weise statt. Die schönsten und besten offenen Rasiermesser kommen aus Europa. Besonders in Solingen (Deutschland) und Thiers (Frankreich) gibt es viele Hersteller, wie DOVO, Böker, Giesen & Forsthof (Timor) und Thiers-Issards. In diesen Fabriken werden täglich mit viel Leidenschaft, Liebe und Handwerkskunst hunderte Rasiermesser hergestellt.
Die Herstellung des offenen Rasiermessers besteht aus mehreren Dutzend einzelnen Produktionsschritten. Um diese Schritte zu erkennen, muss man zuerst wissen, welche Teile das Rasiermesser hat. In der Detailzeichnung von Thiers-Issard sieht man deutlich die verschiedenen Teile des Rasiermessers.
Es beginnt zunächst mit dem Basismaterial für die Klinge. Eine runde Metallstange wird auf Länge geschnitten und glühend rot erhitzt. Diese runde Stange wird anschließend in einer Matrize platt gestanzt. Dies geschieht mit einer Presse. Diese Matrize hat die grobe Grundform der Klinge. In einer Stanzmaschine wird der überschüssige Grat abgestanzt. Das Anlassen und Härten des Metalls ist von großer Bedeutung. Je nach Stahlsorte wird es auf 810° C oder 1040° C erhitzt. Danach wird es in speziellem Öl abgekühlt. Anschließend wird die Klinge kontrolliert. Eventuelle Krümmungen werden manuell oder mittels Presse korrigiert. Durch die spezielle kontrollierte Wärmebehandlung (Anlassen) wird der perfekte Stahl geschaffen: eine Kombination aus Härte und Flexibilität.
In der Schleiferei wird die Klinge weiter bearbeitet und geschliffen. In mehreren Dutzend Schritten wird die Klinge geschliffen und gefräst. Es beginnt mit grobem Schleifen bis hin zu superfeinem, scharfem und glatt glänzendem Finish. Die Klinge eines offenen Rasiermessers hat eine Hohlung: hollow ground. Das hohle Schleifen der Klinge ist die einzige Möglichkeit, eine super scharfe Schneide zu erhalten und dennoch genügend Steifigkeit zu bewahren. Die Klinge wird von Hand zwischen zwei rotierenden Schleifscheiben gedrückt, wodurch sie ihre Hohlung erhält.
Anschließend wird die Klinge mit einer Ätzung oder einer vergoldeten Gravur versehen. Mittels Lasertechnologie wird die Ätzung in das Metall gelasert. Das Vergolden der Klinge erfolgt in einem Elektrolysebad. Dabei wird das Metall mit einer dünnen Goldschicht überzogen.
Das Rohmaterial für die Griffe wird von verschiedenen festen Zulieferern geliefert. In der Fertigungs-/Griffabteilung werden die Holzgriffe glatt poliert. Das Klingenblatt wird manuell zwischen den Griffen mit silbern-vernickelten Stiften und Ringen eingeklemmt. Das Einklemmen erfolgt mit einem kleinen Hammer.
Schließlich wird das Rasiermesser Schritt für Schritt mit verschiedenen Wetzsteinen geschärft und schließlich mit dem Lederriemen super scharf poliert. Die Schärfe des Messers wird durch den 'hängenden Haar-Test' geprüft. Ein einzelnes menschliches Haar wird mit zwei Fingern gehalten und gegen die Schneide des Rasiermessers gedrückt. Das Messer ist erst dann wirklich scharf, wenn es das Haar ohne großen Druck in der Mitte durchtrennt. Das Rasiermesser wird sauber geputzt und verpackt. Bereit zur Verwendung.